MSW:modernartpaint
gestaltet von Martin Swoboda
Kunstschaffen
Ein ständiger Vergleich mit anderen Künstlern und Stilen hemmt die eigene Kreativität!
Ich möchte authentisch und ehrlich einen alternativen Weg gehen – bewusst gewählt, in voller Eigenverantwortung. Jede Entscheidung, jedes Werk und letztlich auch mein Stil ignorieren bewusst und schamlos die Referenz anderer Kunstschaffender und lässt dem Drang, der Lust des Schaffens freien Lauf.
Eine kunsthistorische Einordnung meiner Arbeiten – insbesondere in Relation zum Konstruktivismus – erfolgt zwecks Nachvollziehbarkeit für Dritte erst später und kommt meinem Drang der Erforschung dessen, was noch nicht Ausdruck und Name hat am nächsten.
Aufgrund der Verwendung alltäglicher Muster und der Auseinandersetzung mit simplen Formen, den „Bausteinen“ unserer Realität, würde ich meinen Stil ebenso als eine Form des „Dekonstruktivismus“ verstehen.
Ich empfinde eine tiefe Faszination für die Zeit um den Beginn des 20. Jahrhunderts: für die Spannung zwischen uralten Traditionen und dem radikalen Fortschrittsglauben jener Epoche. Die technischen Durchbrüche und die veränderte menschliche Wahrnehmung nach dem Ersten Weltkrieg führten zu faszinierenden sowie gefährlichen Verwerfungen in der Gesellschaft. Kräfte der Moderne wurde Platz gemacht.
Auch heute leben wir in sich wandelnden und ebenfalls gefährlichen Zeiten. Wir erleben erneut ähnlich rasante Veränderungen (Wissenschaft, Technik, Politik), doch dürfen wir es uns nicht leisten, die maximale Eskalation zu wiederholen. Die Kunst trägt hierbei eine besondere Verantwortung.
Mein Hintergrund in der Finanzwirtschaft und der Ökonomie prägt mein Denken. Ich sehe es nicht als Widerspruch, sondern als Ressource, die mir ein analytisches Verständnis der globalen Dynamiken ermöglicht hat.
Ich bin der Überzeugung, dass Kunst – dem ursprünglichen Gedanken der Konstruktivisten folgend – auch einen funktionalen Mehrwert schaffen muss: Sie soll helfen, die Welt zu hinterfragen und besser zu verstehen.
Künstlerisches Selbstverständnis – Die konstruktivistische Idee
Nach langer Suche und innerer Auseinandersetzung haben sich bestimmte Bildwelten in mir Bahn gebrochen. Ein Erklärungsversuch:
„Objektiv messbare Wirklichkeiten formen – gemeinsam mit subjektiv-kultureller Wahrnehmung – unser Weltbild: ein Konstrukt.“
Exkurs: Was ist Konstruktivismus?
Der Begriff „Konstruktivismus“ hat viele Dimensionen:
- In den Sozialwissenschaften bedeutet er: Wahrheit, Ordnung und Gesellschaft sind menschengemachte Konstrukte – und veränderbar.
- In der Philosophie beschreibt er die Vorstellung, dass Wirklichkeit nicht objektiv „gegeben“ ist, sondern subjektiv konstruiert wird – durch Sprache, Wahrnehmung und Prägung.
- In der Kunst steht „Konstruktivismus“ für eine Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts: radikale Formvereinfachung, geometrische Klarheit, technische Rationalität. Die Form selbst wurde zum Ausdruck gesellschaftlicher Utopien.
Kunst wurde funktional, systemisch, beinahe maschinell – und suchte gerade darin eine neue Form der Freiheit.
Exkurs: Historischer Kontext
Um 1900 zerbrach der Glaube an die sichtbare Welt.
Malerei löste sich vom Abbild, Perspektive verlor ihre Dominanz.
Im Futurismus wurden Geschwindigkeit, Maschine und Aufbruch gefeiert.
Eine Konsequenz daraus war der Konstruktivismus: Künstler suchten nach einer Ästhetik von Klarheit, Funktionalität und Rationalität – Ausdruck eines neuen, technischen Menschenbildes.
Das Bauhaus schließlich verschmolz Kunst, Handwerk und Technik. Effizienz wurde zur Ethik. Schönheit fand sich im Raster.
Doch der Aufbruch hatte Schattenseiten:
Der funktionalistische Gedanke diente bald politischen Systemen – im Kommunismus wie im Faschismus.
Was nützte, blieb. Was störte, wurde verdrängt.
Die Maschine – einst Symbol der Befreiung – wurde zum Werkzeug der Unterdrückung.
Das sich stets ändernde Konstrukt
In den internationalen Beziehungen dient der konstruktivistische Gedanke als Deutungsmuster politischen Handelns: Gesellschaftliche Realität entsteht durch das Zusammenspiel von messbaren Fakten und kulturell geprägtem Empfinden.
Wo Knappheit und Wettbewerb herrschen, wird Gesellschaft zunehmend messbar und vergleichbar. Architektur, Produkte, Verfahren – alles folgt Effizienz und Optimierung.
Ein Paradebeispiel: die industrielle Güterproduktion. Stetige Optimierung, Modernisierung, Variation -stets auf der Suche nach neuen Methoden, geringeren Kosten, größeren Märkten – alles im Dienst eines Ziels: den Vorsprung zu halten, den Vorteil zu verlängern.
Diese Logik ist global. Sie ist universell geworden – nicht bloß Werkzeug, sondern ein sich herauskristallisierendes Naturgesetz.
Man darf sich fragen: Sind Gesellschaften noch Herr dieser Prozesse – oder längst Getriebene? Gezwungen, ihre kulturellen Narrative dem Takt des Wettbewerbs unterzuordnen?
Bild und Ausblick
Moderne Verpackungen – unscheinbare Alltagsobjekte – sind stille Zeugen eines Zeitalters der Optimierung: minimaler Materialeinsatz, maximale Funktion, algorithmisch gestaltet.
Ein technoides Ornament entsteht – und erzählt von Fortschritt. Oder vom Zwang zum Fortschritt.
Vielleicht ist „Moderne“ weniger Werk des Menschen als Resultat einer Dynamik, die ihn selbst übersteigt.
„Gelegenheit ist nur der Name einer Kreatur, von der wir glauben, wir beherrschten sie.“
Fortschritt hat seinen Preis
Das 21. Jahrhundert lebt im Nachhall dieses Denkens: Alles wird messbar, standardisiert, optimiert. Technik isoliert uns zunehmend, Information überfordert mehr als sie erhellt. Gesellschaften altern, zerfasern, werden fragil.
Demokratien, Kapitalismus, Sozialstaat – Systeme geraten ins Wanken.
Und je mehr wir die Welt vermessen, desto weniger verstehen wir ihren Sinn. Realität als Konstrukt verändert sich. Systeme tragen ihren eigenen Widerspruch in sich – und erreichen einen Punkt, an dem sie brechen. Was tun, wenn Fortschritt nicht mehr befreit, sondern überrollt? Wenn das Raster zum Käfig wird?
Der Mensch zählt
Trotz aller Technisierung: Der Mensch bleibt Zentrum (bzw muss er es bleiben) – nicht als Beherrscher, sondern als bewusster Fragender.
Gerade weil unsere Realität zunehmend technisch geprägt ist, ist es mein Drang und meine Faszination sie in Bildern fassbar, hinterfragbar zu machen.
In meinen Arbeiten verdichte ich die Nebenprodukte unserer technisierten Gesellschaft. Durch Wiederholung, Variation und Rhythmus entstehen Bilder, die Dimensionen unserer optimierten Welt spiegeln.
Die Werke erinnern vielleicht an Maschinen, Architektur oder Reaktoren – doch sie bleiben offen für Interpretation, Irritation und Einsicht.
Neues Bewusstsein gefordert
Wir leben im Übermaß an Struktur – und erleben ein Vakuum an Bedeutung.
Meine Arbeiten zitieren keinen Stil. Sie sind weder reiner Konstruktivismus noch bloße Konzeptkunst.
Sie berühren Elemente der Minimal Art und Systemkunst – und spiegeln den Realismus der alltäglichen Dinge.
Ich nutze reale Muster – nicht um zu konstruieren, sondern um zu verdichten. Nicht um zu erklären, sondern um sichtbar zu machen.
Was sichtbar wird, ist nicht der Stil – sondern die Frage in den Formen selbst.
In einer Zeit, in der sich Gesellschaften auflösen, Systeme sich selbst überholen und der Mensch abstrahiert wird, braucht es Kunst, die diese Entwicklungen sichtbar macht:
Nicht um zu klagen, sondern um zu zeigen. Deshalb gilt es, unbefangen zu sein, denn wir brauchen etwas Neues:
Eine Kunst, die öffnet – die einlädt, weiterzudenken.
Die den Betrachter auffordert.